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Sprach-/SprechstörungenSprach-/Sprechstörungen

Sprach-/Sprechstörungen

Sprachstörungen

Sprache ist das höchstentwickelte Ausdrucksmittel zwischen Menschen, die Brücke zum Nächsten. Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen sollten rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen. „Viele Eltern kommen zu spät, meist kurz vor Schuleintritt oder wenn das Kind schon Probleme in der Schule hat.“

Die Sprache entwickelt sich rasch: Mit eineinhalb Jahren spricht das Kind Einwort-Sätze, deren Bedeutung man aus der Betonung erkennt. In der Folge werden immer mehr Wörter aneinandergereiht. Während es mit eineinhalb Jahren zehn bis fünfzehn Wörter spricht, sind es mit vier Jahren an die 2000. Danach beginnt die grammatikalisch richtige Satzbildung. Die eigentliche Sprachentwicklung ist mit der Hirnreife, also mit der Pubertät, abgeschlossen.

Die Sprachentwicklung geht individuell unterschiedlich vor sich. Man sollte nicht gleich unsicher werden, wenn das gleichaltrige Nachbarkind schon einige Wörter mehr spricht. Dennoch ist es ratsam, die sprachliche Entwicklung des Kindes zu beobachten, um ihm späteres Leid zu ersparen. Versäumtes ist bei größeren Kindern oder gar Erwachsenen nur mühsam, manchmal gar nicht mehr nachzuholen.

Warnsignale für Störungen der Sprachentwicklung:

  • Das nachahmende Lallen (6. bis 8. Monat) bleibt aus.
  • Das Kind spricht noch nach dem 18. Monat in Ein-Wort-Sätzen.
  • Das Kind vergrößert seinen Wortschatz nicht bis zum dritten Lebensjahr (ungefährer Vergleich mit Gleichaltrigen).
  • Stammeln mit Ende des vierten Lebensjahres
  • Lese- und Rechtschreibschwäche

Um abzuklären, welche Sprachprobleme vorhanden sind, erhebt der Arzt einen genauen HNO-ärztlichen Befund einschließlich Hörprüfung, die Logopädin eine Lautbestandsaufnahme. Dabei stellt sie fest, welche Laute, Silben bzw. Wörter richtig, welche fehlerhaft gesprochen, ausgelassen oder durch andere ersetzt werden. Wortschatz (dafür gibt es standardisierte Tests) und Sprachverständnis (das Kind soll zu einem gezeigten Bild die richtige Bezeichnung finden) und Merkfähigkeit (Nacherzählen) werden getestet. Auch die Unterscheidung ähnlich klingender Wörter wird überprüft.
War man früher auf das zentrale Problem Sprache konzentriert, wird heute vermehrt auch die Wahrnehmungsfunktion des Kindes, Persönlichkeit sowie die motorische Geschicklichkeit beim Sprechen beachtet.

Voraussetzung für normale Sprachentwicklung

Voraussetzung für normale Sprachentwicklung ist das Zusammenspiel von Gehirn, Augen, Ohren, Mund-Nase-Rachenraum, Kehlkopf und Lunge (Atmung!). Fällt nur ein Organ aus, kann das eine verzögerte Sprach- und Sprechentwicklung zur Folge haben. Bevor man also an der Intelligenz des Kindes zu zweifeln beginnt, sollte ärztlich abgeklärt werden, ob das Kind organisch gesund ist, ob es z.B. schlecht hört.
Schon eine gering verminderte Hörfähigkeit führt dazu, dass das Kind Sprachlaute nicht unterscheiden kann und undeutlich spricht. Gute Sehkraft ist wichtig, weil das Kind die Sprache zum Teil nachahmend lernt. Außerdem sind Gesichtsausdruck, Sprechbewegung und Haltung eine weitere Informationsquelle, die sich das Kind ebenfalls abschaut.

Ein Großteil der Sprach- und Sprechstörungen geht auf fehlende sprachliche Anregung zurück. Auch eine familiäre Veranlagung zur Sprachschwäche kann zu einer verzögerten Sprachentwicklung führen. „Sprachlosigkeit“ in der Familie und wachsender Fernsehkonsum, bei dem die Kinder nur passiv berieselt, aber nicht angeregt werden selber zu sprechen, „Dauerfernsehen“ oder das Fernsehgerät als „Babysitter“ verwendet, um das Kind ruhig zu stellen, sind oft die Ursache.

Ob der Tatsache, daß oft Drei- bis Vierjährige keinen Satz flüssig sprechen können, sind Logopäden und Sprachheilpädagogen alarmiert. „Das tägliche gemeinsame Gespräch, in dem das Kind Sprache entwickeln kann, findet in immer weniger Familien statt!“

Andererseits kann auch Überfürsorge, die ein Kind geradezu „erdrückt“, die Sprachentwicklung beeinträchtigen; ebenso wie ein dem Alter des Kindes nicht entsprechender Perfektionismus der Eltern. In beiden Fällen besteht für das Kind keine Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu sammeln.
Aus all diesen Gründen werden bei der Abklärung von Sprech- und Sprachproblemen auch Umweltfaktoren miteinbezogen (Situationen des Alltags, welche Bezugspersonen für das Kind da sind, wie sein Spielverhalten ist und wie es sich in der Gruppe verhält). „Für das Sozialverhalten ist es sehr wichtig, dass Kinder nicht nur mit Erwachsenen, sondern auch mit gleichaltrigen Kindern spielen und mit ihnen umgehen lernen (Kindergarten!).“

Therapie

Bei der Therapie von Sprachentwicklungsstörungen ist die Mitarbeit der Bezugsperson (en) wichtig. Sie sind Sprachvorbild für ihren Nachwuchs und werden angehalten, wie sie die Therapie zu Hause unterstützen können. „Mindestens zwei Stunden täglich sollte man sich intensiv mit einem Kind beschäftigen: Sprechen, spielen, erklären und Geschichten vorlesen. Für die Sprachförderung stehen viele Hilfsmittel für die Kombination von Bild und Wort, Bild-Karten und spezielle Bücher zur Verfügung.“

Keinesfalls sollten Eltern ohne die Ursache zu kennen, das Kind zu besserem Sprechen zwingen wollen. Wenn Vierjährige Sprach- und Sprechprobleme aufweisen, sollte man unbedingt eine Sprachambulanz an einer Universitätsklinik oder HNO-Abteilung aufsuchen. „Sprach- oder Sprechstörungen sind keine Schande. Die Eltern sollten den Mut aufbringen, so früh wie möglich, spätestens ein Jahr vor Schulbeginn, in die entsprechenden Ambulanzen zu kommen. Mit exakter ärztlicher Diagnose und gezielter logopädischer Therapie schafft man es meist, das Kind auf einen normalen Schulbesuch vorzubereiten.“

Sprechstörungen

Lutschgewohnheiten

Nicht selten begünstigen Lutschgewohnheiten Probleme im Mundbereich. Ständiges Daumen-, Finger-, Lippenlutschen oder Nägelbeißen beeinflußt die Stellung der Zähne und die Form des Kiefers (z.B. offener Biß). Der Bewegungsablauf der Zunge wird dadurch beim Sprechen gestört. So fällt es betroffenen Kindern vor allem schwer, Zungenspitzen-Laute wie L, N, D und T sowie die Zischlaute S, Z und SCH richtig auszusprechen. Schnuller, wenn sie nicht zu häufig genommen werden, sind bis zum dritten Lebensjahr normal, ab dem vierten Lebensjahr begünstigen sie jedoch Muskelfunktionsstörungen sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen.
 
Um Sprechstörungen zu beheben, ist es notwendig, frühzeitig Kiefer- und/oder Zahnfehlstellungen zu korrigieren und die auslösenden Lutschgewohnheiten behutsam abzubauen. Dafür eignen sich z.B. „Belohnungsprogramme“. In hartnäckigen Fällen kann der Zahnarzt eine sogenannte Mundvorhofplatte anpassen. Sie ersetzt den Schnuller und ist so gebaut, daß die Lippen geschlossen und dadurch die Mundmuskeln aktiviert werden.

Stillen trainiert die Mundmuskulatur
Beim Saugen an der Brust muß der Säugling die Mundmuskeln kräftig einsetzen, beim Fläschchen braucht er sich weniger plagen, was den Trainingseffekt verringert.
Wichtig ist altersentsprechende Nahrung! Essen Kinder noch vor Schuleintritt hauptsächlich breiige Nahrung, wird die Kaumuskulatur schlaff und das Kind kaufaul. Öfter einen Apfel, eine harte Birne oder Karotten zum Kauen geben!

Auch Mundhygiene spielt eine nicht unwesentliche Rolle. „ Der Vorgang des Putzens aktiviert die Mundschleimhaut und ist Teil der Therapie, die die Eltern zu Hause unterstützen sollten!“
Auch Übungen zur Verbesserung der Lippenstruktur, Schluckübungen und speziell entwickeltes Muskelfunktionstraining sind Bestandteil erfolgreicher logopädischer Therapie.

Hilfe, mein Kind stottert

Während der Sprach- und Sprechentwicklung eines Kindes kommt es zu Phasen, in denen die Gedanken schneller sind, als die Fähigkeit, die richtigen Wörter zu finden und auszusprechen. Es werden Laute, Silben, Wörter oder Sätze wiederholt, oder Kinder verlängern einen Laut, während sie nach dem nächsten Wort suchen. „Man spricht vom ganz normalen Entwicklungsstottern, das kein Grund zur Beunruhigung ist.“
Entscheidend ist, wie die Erwachsenen in dieser heiklen Phase darauf reagieren. Hinweise der Eltern wie „laß dir Zeit, hol tief Luft, langsam usw.“ lösen oft einen Teufelskreis aus. Diese Botschaften signalisieren dem Kind nämlich, daß bei ihm etwas nicht stimmt. Das Kind selbst merkt das Stottern erst, wenn es von der Umwelt darauf aufmerksam gemacht wird.

Stottern hat nichts mit Dummheit zu tun
Stottern wird manchmal noch immer mit mangelnder Intelligenz in Verbindung gebracht. „Diese Kinder sind genau so intelligent wie andere, sind aber oft besonders ehrgeizig und wollen keine Fehler machen.“

Tipps für Eltern, damit aus dem Entwicklungs- kein bleibendes Stottern wird:

  • Lassen Sie sich nichts anmerken, wenn das Kleinkind stottert. Achten Sie nur auf den Inhalt des Gesagten.
  • Das Kind nicht zwingen, vor Verwandten oder Freunden etwas zu erzählen oder ein Gedicht aufzusagen.
  • Nicht zu viele Fragen stellen oder auf richtiges Aussprechen bestehen.
  • Im „Rede-Konkurrenzkampf“ der Erwachsenen wollen sich Kinder manchmal mit schnellem Sprechen Gehör verschaffen. Hören Sie dem Kind zu, wenn es etwas sagen will.
  • Seien Sie Vorbild, indem Sie andere beim Sprechen nicht unterbrechen. So lernt das Kind zu warten, bis man ausgesprochen hat.
  • Sprechen Sie dem Alter des Kindes angepasst, nicht zu schwierig und nicht zu schnell.


Stellt sich heraus, daß das Kind tatsächlich stottert, ist in den meisten Fällen eine logopädische Therapie erfolgreich, in der die gesamte Sprachentwicklung nachvollzogen wird. Zusätzlich werden die oft verunsicherten Eltern gezielt beraten.

Den Kindern werden zunächst Druck und Angst genommen. „Die Kinder sollen das Sprechen spielerisch und lustvoll erleben und gar nicht merken, daß sie behandelt werden.“ Unter Seifenblasen verbergen sich Atemübungen; Rollenspiele mit Tieren erleichtern die Kommunikation. Ziel ist, die Freude am Sprechen zurückzugewinnen – das Geheimnis des
Erfolges.

Fördern statt fordern

Weder überfordern noch unterfordern! Spielerische, dem Entwicklungsstand angepaßte Förderung läßt Kinder die Welt der Sprache und des Sprechens mit Freude erleben. Ganz wichtig: Ein Kind braucht Bücher, es kann nie genug davon haben! Die Bezugspersonen sollten schon früh die Begeisterung für das Lesen beim Kind wecken. Für die jüngsten sind Bilderbücher mit einfachen, klaren Abbildungen ideal. Dem Alter entsprechend sollte man ständig Bücher ergänzen bzw. in Bibliotheken ausleihen.

Das Gehör schulen

Sprache ist eng mit Hören verbunden. Ab und zu sich bewußt der Stille aussetzen, damit Erwachsene und Kinder auch leise Geräusche wieder wahrnehmen. Hören kann man üben. Hörspiele wie das Erraten von Geräuschen, Geräusche suchen, nachmachen, unterscheiden usw. Wichtig ist auch, daß Erwachsene den Kindern zuhören können. Ein guter Zuhörer regt zum Sprechen an. Eine Belastungsprobe für Eltern ist das Fragealter. Dadurch erweitern und festigen Kinder den Wortschatz und sichern sich den Kontakt zur Bezugsperson. Stellt das Kind immer wieder gleiche, bereits beantwortete Fragen, könnte man daraus ein Spiel machen und zurückfragen. Das ermuntert Kinder, selbst zu antworten.
Bedeutend für die Sprachanregung sind Spiele, wie Rollenspiele, Brett- und sprachfördernde Spiele. Eine gute Gelegenheit für Gespräche mit Kindern ist die regelmäßige abendliche Viertelstunde vor dem Einschlafen.

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